Heimat surreal I und II
Tänzerinnen und Tänzer, in mönchartige knappe weiße Kleidung gehüllt, konzentrieren sich auf ihre Bewegungen, als sei es das letzte, was sie auf dieser Welt tun. Leere Stühle warten auf ihre Besetzung. Bäume werden herein getragen aus der natürlichen, analogen Welt. Ein Mann mit Hirschgeweih zieht seine Runde, begleitet von einem alten deutschen Volkslied über das Wandern, das des Müllers Lust sein soll. Auch wir – das Publikum – wandern, suchen uns die Bilder, finden neue, drehen uns um nach Neuen oder bleiben in einer Tanzszene bis die nächste folgt. Musiker nehmen eine Bühne ein und musizieren zwischen Asien und dem Hier. Eine Leinwand wird hereingefahren. Davor noch leere Stuhlreihen. Die Braut ermutigt zum Setzen und schauen.
(I) Strangers on strange land
Draußen stehen Etagenbetten, die einer Anstalt entnommen, als Fremdkörper zwischen den frisch angelegten Grünflächen und den Überresten der Stahlfabrik wirken. Auf ihnen hängen, liegen, stehen junge Menschen, als warteten sie auf Erlösung. Kurz vor der Abenddämmerung betritt das Publikum die Halle und mit ihnen beginnt ein Stück Lebensabschnitt, der so leicht nicht in der Schublade des Vergessens landen wird.Man schlüpft in einen Film, in dem man Teil des Ganzen ist. Vorbei an einem Container mit aparten Damen mittleren Alters, dessen gelbes Licht sonst nichts über die Einrichtung verrät. Eine Braut wartet in der großen Halle und deutet ins Weite. Sieben kleine Plattformen saugen die Tänzer an, die individuell sich die Zeit und Welt ertanzen, begleitet von wabernden Sounds und Bildern an den Wänden, die dort, auf Graffitis gehängt, Impressionen aus dem Irrealen der Natur zeigen.
Tänzerinnen und Tänzer, in mönchartige knappe weiße Kleidung gehüllt, konzentrieren sich auf ihre Bewegungen, als sei es das letzte, was sie auf dieser Welt tun. Leere Stühle warten auf ihre Besetzung. Bäume werden herein getragen aus der natürlichen, analogen Welt. Ein Mann mit Hirschgeweih zieht seine Runde, begleitet von einem alten deutschen Volkslied über das Wandern, das des Müllers Lust sein soll. Auch wir – das Publikum – wandern, suchen uns die Bilder, finden neue, drehen uns um nach Neuen oder bleiben in einer Tanzszene bis die nächste folgt. Musiker nehmen eine Bühne ein und musizieren zwischen Asien und dem Hier. Eine Leinwand wird hereingefahren. Davor noch leere Stuhlreihen. Die Braut ermutigt zum Setzen und schauen.
Wir sehen Tänzer in der Natur. Wir sehen einen Film, der uns einsaugt in die Atmosphäre einer geräuschvollen Stille. Entschleunigung. Erfrischungen werden gereicht, Betten hereingetragen, an die Wand gestellt. Die Tänzer zerschmelzen mit der Musik. Die Braut wartet, bis die Besucher in ihre Realwelt entschwinden.
(II) Kunstwandeln im Park
Es ist acht Uhr morgens. Das Torhaus am Eingang zum Botanischen Garten im Rombergpark zu Dortmund steht als historischer Hinweis auf das Alter des Parks wie ein Portal zur Wunderwelt. Der Himmel ist bereit, die Performances entlang des Parcours mit entsprechendem Licht zu versorgen. Die Baustelle hinter dem Zaun, weist auf Ausgrabungen hin. Ein Fabelwesen steht mit einer Schaufel auf dem aufgeworfenen Hügel und karikiert das Arbeiterdenkmal einer vergangenen Zeit. Am Teich zeigt sich ein Hirschmann als Mitbewohner der Enten und Gänse. Sein Frühröhren soll die Weibchen anlocken.
Hinter Holzskulpturen drängt sich eine Tänzerin aus einem mächtigen Baum, als sei in ihm ihr temporäres Nest. Am Bach erfrischen sich zwei Frauen und waschen ihr Gemüse. Eine verwachsene Figur spinnt an einem Ball. Die ewige Großmutter ist ihre Gesellschaft. Drei junge Menschen stellen ein Unglück nach, das ihnen hoffentlich nicht zustoßen wird. Die Braut lockt den Betrachter und ritzt den Namen eines Unbekannten in die Rinde, der hinter ihr in schwarz einen Balztanz einübt.
Hoch auf dem Aussichtspunkt, am Ende einer Blütenallee schaut man auf die Welt der anderen, die da – unbekannt und ungenannt – ihren Ritualen nachgehen, sich ein Wiesenwannenbad nehmen, dem Grün enttanzen, den Bäumen huldigend -bis alle wie eine Prozession das Morgenspiel beenden und sich maskiert mit wundersamen Bedeckungen aus Fabel- und Tierwelt, aus Fantasie- und Traumwelt am Wasser versammeln. Drüben auf der Wiese tanzen still Paare in den Tag hinein. Plötzlich verschwinden die Bilder und der Wanderer wendet sich der Wirklichkeit zu. Der Musikant, der das Zirpen und Gurren, das Zwitschern und Flüstern den ganzen Morgen begleitet hatte, mal sichtbar, mal irgendwo hinter wildem Gebüsch , packt sein Instrument ein und bestellt ein Frühstück. Danach muss er weiter zum Dämmerschoppen.